- Das Gähnen wird gewöhnlich als ein
Zeichen der Ermüdung aufgefaBt, und es ist
Sitte, daB die Gäste sich verabschieden,
wenn der Gastgeber zu gähnen anfängt.
Der Akt des Gähnens findet sich aber nicht
nur beim Menschen, bei dem es sich in fast
lnfektiöser Art ausbreitet, wenn einer
unter Vielen gähnt, sondern auch bei Katzen
und Hunden; etwas Ahnliches läBt sich auch
bei Hühnern beobachten.
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- Ist nun die obige ErkIärung
Ermüdung oder auch Sauerstoffmangel als
physiologische Erklärung genügend?
Sicher tragen diese Faktoren zur Auslösung
des Gähnens bei, können aber doch die
physiologische Notwendigkeit des Gähnens
nicht ganz erklären; denn ein
Sauerstoffmangel liegt bestimmt nicht immer vor,
wenn wir gähnen, und die geistige
Ermüdung ist nur relativ in dem Sinne, daB
bei der Abendgesellchaft, da nun alles gesagt
ist, eine gewisse Langeweile auftritt. In der
experimentellen Neurophysiologie finden sich
Hinweise bei dem Schweizer Physiologen Hess, daB
Gähnen (zusammen mit Schlaf ausgelöst)
durch dienzephale Reizung verursacht werden kann
und sein Mitarbeiter Waldvogel (1945) beschreibt
dies eingehend in einer Arbeit.
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- Meiner Anschit nadch stellt das Gähnen
ein reflektorisches Ansprechen auf ein Absinken
des Erregungszustandes im retikulären
System dar, einem neu entdeckten System im
Hirnstamm, das für die Erhaltung des
nervösen Erregungszustandes im Gehirn
verantwortlich ist (Glees, Stuttgart 1957).
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- Sinkt dieser Erregungszustand ab, dann tritt
das Alarmsignal das Alarmsignal das krampfhafte
Ein und Ausatmen des Gähnvorgangs ein, der
über die Vagusreizung einen Weckreiz auf
des retikuläre System ausübt. Diese
Hypothese könnte auch die Pathophysiologie
des Gähnens erklären; denn als ein
frühes Zeichen des pathologischen
Hirndruckes durch einen Tumor oder andere
Ursachen tritt haüfiges Gähnen auf, da
durch den Hirndruck in indirekter Weise die
Aktivität der retikulären Zentren
abgeschwächt wird.
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