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les articles en allemand sur le
bâillement
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- Ein Phänomen, das in der gesamten
medizinischen Literatur bisher sher
stiefmütterlich behandelt wurde, ist das
Gähnen. Es sind darüber zufällige
spärliche Angaben zu finden. Eine
Zusammenfassung dessen, was bisher darüber
bekannt war, mid dessen, was man aus den wenigen
bekannten Daten nach heutigen Anschauungen
erschlieBen kann, scheint bei der Dunkelheit,
die gerade dieses kleine Problem umgibt, von
einigem Interesse zu sein.
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- Bei genauer Betrachtung wird sich zeigen,
daB eine Besprechung des Gähnens sich von
der eines ihm verwandten Phänomens, dem
Sichstrecken, nicht getrennt werden darf. Die
sehr spärlichen Angaben der Literatur
konnten nur einen Teil der Grundlagen fur die
folgenden Erwägungen liefern.
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- Phylogenetisch betrachtet, findet man das
Gähnen sicher herab
- bis zu den Hunden und Katzen, vielleicht
sogar bis zu den Vögeln oder gar Amphibien.
Jedenfalls kann man bei diesen ähnliche
Schnabelwegungen beobachten. Schildkröten
und Krokodile öffnen - auch Krötn -
ihr Maul weit, ohne die Schnappbewegung
auszuführen. Das dem Gähnen, wie schon
gesagt, nahverwandte Sichstrecken ist sicher
noch bei den Vogeln und den Amphibien
anzutreffen.
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- Ontogenetisch betrachtet, sieht man das
Gähnen schon beim Neugeborenen auftreten,
wo es sicher schon am 5ten Tage beobachtet
worden ist.
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- Die für die Ausloösung des
Gähnens anseheinend bedeutsamen
Gelegenheiten decken sich bei den Tieren mit
denen des Sichstreekens beim Menschen sind die
Gelegenheiten, bei denen das Gähnen
auftritt, folgende:
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- I. Gewisse körperliche
Zustände, und zwar
- a)physiologischerweise
- 1. körperliche
Ermüdung,
- 2. Zustand nach dem Erwachen
- 3. der Hungerzustand (bei bestinimter
Disposition);
- b) unter pathologischen
Verhältnissen, und zwar
- 1. organische Läsionen des
Zentralnervensystems (Apoploxien,
Epilepsie, Läsionen des
Kleinhirns),
- 2. organisehe Erkrankungen, die das
Cerebrum nur funktioneil alterieren
(Anämie, Kachexien,
Zirkulationsstörungen des
Gehirns).
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- II. Gewisse psychische Zustände, und
zwar
- a) endogene Auslösung
- 1. physiologischerweise
- a) Gefühl der
Schläfrigkeit und
Müdigkeit,
- b) Gefühl der Langweile,
- c) im Zustande gespannter Erwartung
(besondere Disposition?).
- 2. pathologischerweise ais Symptom bei
Psychopathen, Hysterischen;
- b) exogene Auslösung,
- 1. suggeriert,
- 2. unwillkürlich nachgeahmt.
- III. Willkurlich
ausgeführt.
- Zunächst sei auf die physiologisehen
Verhältnisse eingegangen. Von den
Physiologen wird das Gähnen folgendermaBen
beschrieben: Es ist ein langgezogenes, tiefes,
unter sukzessiver Aufbietung zahlreicher
Inspiratoren erfolgendes Einatmen bei
weitgeöffnetem Munde sowie offenem
Gaumentor und Glottis. Die Exspiration ist
kürzer, beide oft von langgezogener,
gedehnter charakteristischer LautäuBerung
begleitet, auch von allgemeinem Strecken und
Recken. Es entsteht unwillkürlich, erregt
durch Schläfrigkeit und Langweile, doch ist
es auch willkürlich
nachzuahmen(Landois-Rosemann). Das ist die
eingehendste Schilderung, die mir bekannt ist.
Hier also ist auch schon auf die nahe Beziehung
zum Sichstrecken hingewiesen. Doch ist zur
Ergänzung m. E. noch folgendes
hinzuzufügen. Die Kieferöffnung ist
ein tonischer Krampf. Ein besonders
kräftiges Gähnen kann von leichter
Tränensekretion begleitet sein.
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- Die ungestörte Ablauf des
Gähnaktes ist von einem gewissen
allgemeinen Lustgefühl, seine
Unterdrückeung oder Unterbrechung von einem
Gefühl der Unlust begleitet.
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- Das Gäbnen ist, sowie es ohne Zutun des
Willens entsteht, auch nur unvollkomnen und mit
Anstrengung, manchmal überhaupt nicht,
willkürlich zu unterdrücken kann aber
von der Psyche aus auch ohne Eingreifen des
Willens plötzlich coupiert werden, z. B.
bei Schreck. Die Willkürinnervation der
beteiligten Muskeln ist während des
Gähnens (dgl. beim Sichstrecken) deutlich
behindert. (Es kann erwähnt werden, daB das
Gähnen bei wohlerzogenen Menschen mit einem
Bedingungsreflex verknüpft ist,
nämlich mit dem Vorhalten einer Hand vor
den weitgeoffneten Mund.) .......
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