- Das Gähnen ist em unwillkürlicher
Vorgang, der von der Kaumuskulatur ausgehend
sich auf die Atemmuskulatur ausbreitet. In
wechselndem MaBe beteiligt sich auch die
übrige Skelettmuskulatur daran, indem eine
«tonische Welles in rostro-kaudaler
Richtung über den Körper hinweglauft,
Beuger sad Strecker mehr oder weniger
gleichzeitig erfassend. Subjektiv ist damit eine
wohlige Sensation verbunden, und es bleibt ein
Gefühl der Erfrischung zurück.
-
- Unter physiologischen Bedingungen gähnt
man beim Müdewerden und bei Hunger, aber
nur wenn eine gewisse korperliche Ruhe
eingehalten wird, ferner beim Erwachen mid bei
Langeweile. Beim Erwachen kommt es häufig
zu einem ausgiebigen sich Räkeln. Bekannt
ist die «ansteckende » Wirkung, die
das Gähnen mit anderen unwillkürlichen
Ausdrucksbewegungen wie Lachen mid Weinen
gemeinsam hat.
-
- Der Kliniker kennt das Gähnen als
Prodromalsymptom des Kollapses, bei Nausea, bei
beginnender Peritonitis, im Schock, bei
Hypoglykämie, im apoplektischen
Insult.
-
- Auch im Tierreich ist das Gähnen weit
verbreitet - bei Hunden z. B. sehr
ausgesprochen; selbst Fische gähnen
(Beobachtung von W. R. Hess). Uber die
auslösenden Ursachen, die dabei spielenden
Koordinationsvorgänge und die funktionelle
Bedeutung theses Phänomens sind wir gan
ungenugend unterrichtet. Von den Physiologen hat
sich in neuerer Zeit, soviel uns bekannt ist,
einzig Engelhardt (1) damit befaBt. Er hebt in
erster Linie die Beteiligung des
Atmungsapparates hervor. Von ihm werden vier
Formen unterschieden: Gähnen beim
Einschlafen, beim Erwachen, im Hunger und
schlieBlich psychogen induziertes Gähnen.
Mittels genauer Analyse der dabei auftretenden
Atmungsbewegungen und des Luftwechsels weist er
nach, daB beim Gähnen vor dem Einschlafen
eine Vertiefung der flacher gewordenen Atmung
erfolgt; beim Erwachen führt das
Gähnen mit dem sich Räkeln zur
Wiederherstellung des normalen Tonus; im Hunger
soll es Entleerung des hyperämischen
Splanchnikusgebietes und damit Vermehrung der
zirkulierenden Blutmenge bewirken; das
psychogene Gähnen wird als
Ausdrucksbewegung nicht näher
erörtert.
-
- Bei den Zwischenhirnreizversuchen von W. R.
Hess wurde nicht ganz selten ein typisches
Gähnen des Versuchstieres (Katze)
beobachtet, gelegentlich auch ein sich
Räkeln. Die entsprechenden FäIle
sollen nun dazu verwertet werden, nach dem
Substrat zu suchen, das beim Gähnen die
verschiedenen Teilmechanismen koordiniert. Es
wird sich die Frage anschlieBen, weiche
Reizqualitaten hier unter physiologischen
Bedingungen eingreifen. Deshalb verdient auch
die Zustandsbedingung, in der das im Versuch
stehende Tier gähnt, unsere besondere
Beachtung. Ferner ist daran zu denken, daB das
Gähnen unter Umständen auch nur eine
sekundäre Folge der durch das Experiment
bedingten, peripheren Situation sein kann.
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- Zu den folgenden Angaben schicken wit
voraus, daB die Experimente an frei beweglichen
Katzen durchgeführt wurden,
durchschnittlich eine Stunde nach der
Präparation, die in Lokalanästhesie,
kombiniert mit Stickoxydulnarkose, stattgefunden
hatte. Jedes Versuchstier wurde zuerst auf der
linken Seite mit drei feinen Nadelelektroden
nacheinander gereizt. Dann versenkte man diese
Elektroden 2 mm tiefer und tastete so drei
weiter basal liegende Reizstellen ab. Genau
gleich wurde auf der rechten Seite verfahren. So
ergeben sich bei jedem Versuchstier im ganzen
zwölf Reizpunkte. Uber weitere Angaben
betr. die Versuchstechnik s. frühere
Arbeiten (2, 3, 4).
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